Mal urban und chic, mal retro und wild – und garantiert nie langweilig. Glaubt man den Reiseführern, dann ist Sydney die Millionenmetropole mit dem gewissen Etwas. Australiens heimliche Hauptstadt zählt immerhin zu den Städten mit der höchsten Lebensqualität weltweit. Kein Wunder: mildes Klima, direkt an der Küste gelegen, Sonne satt. Und wenn man schließlich am Circular Quay Sydney Opera und Harbour Bridge bestaunt, wird klar: die Reiseführer liegen richtig. Der Haken an der Sache? Das Vergnügen ist nicht ganz billig. Wer Sydney als Tourist erkundet, kann Geld ohne Ende ausgeben. Kann, muss aber nicht. Wir waren vier Tage in der Stadt und haben mit kleinem Budget auf großem Fuß gelebt.
Zuerst Singapur, dann Neuseeland, schließlich Australien. Weit gereist, viel erlebt – und schon ein bisschen dazugelernt. Könnte man meinen. Die Taxi-Fahrt ins Quartier hat uns auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. 50 Euro ärmer sind wir leicht frustriert in Newtown angekommen.


Einen Kaffee später ist die Stimmung zwar schon wieder besser, die Geldbörse aber immer noch klamm. Das Gesprächsthema dreht sich daher nur um eine Frage: Wie können wir vier Tage in dieser faszinierenden Stadt verbringen, ohne ein Loch in unser Budget zu reißen?
Kurz darauf hatten wir Antworten auf die fünf wichtigsten Fragen:
- Transport: Wie kommen wir in der (riesigen) Stadt am günstigsten von A nach B?
- Sydney Opera: Wie kommen wir IN das Opernhaus, ohne eine (teure) Führung machen zu müssen?
- Sydney Harbour: Gibt es eine günstige Möglichkeit den Hafen (mit Sydney Opera, Harbour Bridge und Skyline) vom Wasser aus zu erkunden?
- Free Sights: Wo können wir eine gute Zeit bei freiem Eintritt verbringen?
- Stadterkundung: Können wir die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten besichtigen, ohne viel dafür zu bezahlen?
Günstig von A nach B? Public Transport!
Rot, Orange, Grün, Blau – egal ob Bushaltestelle oder Bahnhof, das bunte Opal-Card (https://www.opal.com.au) Logo ist im öffentlichen Verkehr kaum zu übersehen. Die Karte selbst kostet nichts und kann seit 2012 mit Guthaben aufgeladen und anschließend im öffentlichen Verkehr genutzt werden.
Unserem aufmerksamen AirBnB Host Shane ist es zu verdanken, dass wir überhaupt auf die Karte gekommen sind. Normalerweise in einer wachsenden Zahl offizieller Verkaufsstellen erhältlich (hier eine Übersicht: http://www.retailers.opal.com.au/), lagen in unserer Unterkunft schon zwei Opal Cards für uns bereit.
Die Vorteile der Opal Card auf einen Blick:
- riesiges Einzugsgebiet: der öffentliche Verkehr Sydneys erstreckt sich bis in die Blue Mountains (die so sehr günstig erreicht werden können) – die Opal Card gilt im gesamten Netz.
- 15 AUD tägliche Kostengrenze: Egal ob Bus, Zug oder Fähre. Egal ob Bondi Beach oder Blue Mountains. Man bezahlt pro Tag nie mehr als 15 AUD.
- Special Sunday Cap: Wer am Sonntag unterwegs ist, kann sich sogar über maximale Kosten von $2,5 freuen.
- Acht Fahrten und Schluss: Nach acht Fahrten innerhalb einer Woche fallen keine zusätzlichen Kosten mehr an.
- Airport Transport: Normalerweise kostet die Fahrt vom Flughafen in die Stadt pro Fahrt $13. Mit der Opal Card sind die wöchentlichen Kosten auf $23 begrenzt. Spart bei einem kurzen Stadtaufenthalt mit Hin- und Rückfahrt zumindest $3.
Tipp: Wer für öffentlichen Verkehr gar kein Geld ausgeben möchte und nur im Zentrum unterwegs ist, kann nach dem Bus mit der Nummer 555 Ausschau halten und zwischen Circular Quay und Central Station gratis fahren (Montag-Freitag, 09:00 bis 15:30, Samstag und Sonntag 09:30 bis 18:00 – ca. alle 15 Minuten).
Inside the Sydney Opera
Weiße Segel, die vor einer majestätischen Kulisse im Wind wiegen: Dieses Bild hatte Jørn Utzon womöglich vor Augen, als er seine Pläne für das heute wohl berühmteste Opernhaus der Welt einreichte. Eines haben wir dem Architekten jetzt voraus – wir haben die fertige Oper live gesehen. Nachdem beim Bau die Kosten explodiert sind wurde er gefeuert. Obwohl er für sein Meisterwerk rehabilitiert wurde hat er sich das Gebäude nie mehr wieder angesehen.
Ganz klar: Alleine schon der Live-Blick auf das Gebäude ist tausendmal besser als jedes Foto. Aber richtig komplett war für uns die Erfahrung nur, wenn wir das Gebäude auch von innen sehen konnten. Natürlich gibt’s dafür eine Tour (in Sydney gibt es für alles Touren). Die kostet allerdings 37 australische Dollar (umgerechnet 28 Euro).
Kurz Sinn und Zweck des Gebäudes in Erinnerung zu rufen, ist in so einem Moment durchaus hilfreich. Auf sydneyoperahouse.com kann man – keine Überraschung – nämlich online Tickets für sämtliche Vorführungen buchen. Und so kam’s, dass wir schließlich in der Sydney Opera House Concert Hall einem Violinkonzert von Janine Jansen und Sydney Symphony Orchestra lauschten.


Die Kosten? 32 Euro pro Person. Vier Euro mehr als die Führung, dafür drei Stunden Konzertgenuss inklusive Pre-Concert Talk und Gebäudebesichtigung in Eigenregie.
Fähre statt Tour: Der Manly-Cruise
Den besten Blick auf Sydneys Hafen hat man naturgemäß vom Wasser aus. Dafür kann man entweder wieder eine Tour mit motivierten Kommentaren buchen (ca. $30) oder einfach die – unkommentierte –Fähre nach Manly genießen (fährt alle 30 Minuten).


Direkt vom Fährterminal am Circular Quay aus kostet das reguläre Fährticket mit $14,80 gerade mal die Hälfte einer Tour. Opal Card Nutzer profitieren natürlich auch hier von den gedeckelten Kosten (pro Tag müssen maximal $15 bezahlt werden).
Der angenehme Nebeneffekt nach der erfolgreichen Hafenbesichtigung: Manly ist ein feines Ziel um den Strand und eine Handvoll guter Restaurants zu genießen.
Tipp: Bei Sonnenuntergang entstehen die besten Fotos – die Fähre fährt jeden Tag bis mindestens 23:00.
Free Sights anybody?
Der botanische Garten ist wohl schönste Sehenswürdigkeit, für die in Sydney kein Eintritt zu entrichten ist. Die 30 Hektar des Royal Botanic Gardens (07:00-Sonnenuntergang) können zudem von Montag bis Freitag um 10:30 bei einer Free-Tour mit Guide erkundet werden (Treffpunkt ist das Palm Grove Centre). Beeindruckend ist dort nicht nur die Pflanzenwelt…




Egal ob für ein Picknick, eine andere Perspektive auf das Opernhaus oder zum Bestaunen der Pflanzenwelt – man sollte der grünen Lunge der Stadt auf jeden Fall ein paar Stunden widmen.
Tipp: Ein Kaffee mitten im Royal Botanic Garden eignet sich wunderbar, um den Ibis – einen riesigen, storchähnlichen Vogel – ganz aus der Nähe zu beobachten.
Noch mehr Free Sights gefällig? Das „The Rocks Discovery Museum“ ist ebenso gratis, wie ein Abendbesuch im Museum of Contemporary Art oder der Coastal Walk am Bondi Beach. Bei Lonely Planet findet man dazu einen feinen Überblick.
Die FREE City-Tour
Hop-On/Hop-Off Bus, Fahrrad-Tour, persönlicher Guide – das Tour-Kaleidoskop ist schier unendlich. Leider kosten alle eine Stange Geld. Alle? Alle bis auf eine.
Jeden Tag tauchen um 10:30 und um 14:30 beim Anker an der Sydney Townhall zwei, drei Guides mit grünen T-Shirts auf. „I’m free“ prangt in großen Lettern auf den modisch ausbaufähigen Textilien. Aber darum geht’s nicht. Schließlich sind die Träger der T-Shirts allesamt Locals, die Touristen (ohne Anmeldung) 3 Stunden lang (!) gratis (!!) durch die Stadt führen. Auf www.imfree.com.au gibt es nähere Informationen zu den Touren – eine Buchung ist nicht notwendig.
Unser Tourguide, eine Geschichte-Studentin, hat uns in einer Gruppe von 20 Personen einmal quer durch die Stadt geführt.
Bomben in Sydney, stündliche Enthauptungen und ein Krankenhaus das mit Hilfe von Rum errichtet wurde – 826 ***** Bewertungen auf Tripadvisor können nicht irren: diese Tour ist genial.




Und übrigens: Auch wenn die Tour an sich nichts kostet – die Tourguides verdienen an den Trinkgeldern. Jeder kann selbst entscheiden ob und wie viel man bereit ist zu geben.
Und die Moral von der Geschicht‘?
Eine sündteure Taxifahrt ganz zu Beginn eines Städtetrips kann wie in unserem Fall recht heilsam sein. Wir hatten eine richtig tolle Zeit in Sydney.
Und die Rückreise (die uns in diesem Fall nicht zum Flughafen sondern zur Camper-Abholstation geführt hat) haben wir nicht mehr mit einem normalen Taxi bestritten, sondern stattdessen UBER genutzt. Obwohl die Strecke mehr als doppelt so weit war, war der Fahrpreis deutlich niedriger.